Kommunikationsgesellschaft

Der smarte T-Com-Held geht locker und mit einem knödeligen Grinsen durch eine perfekte Kommunikationswelt. Sogar sein Kind findet es toll. Mal Blueberry, mal MDA, Laptop darf auch nicht fehlen. Immer online, immer in Kontakt, immer abrufbereit. Da wird smart "gemanagt", eingeteilt, kategorisiert - natürlich alles zur Erleichterung. Eine multimediale Wunderwelt, bestehend aus MMS, SMS, UMTS, GPRS, WLAN, Hotspots, usw.

An diese Welt glaube ich nicht so recht. Wie auch, denn es stimmt schlicht nicht. Noch nie wurde so wenig miteinander kommuniziert. Immer weniger Menschen sind fähig zu antworten oder zu fragen. Damit meine ich nicht die direkte Ansprache, denn hier *muss* man Rede stehen. Der digitale Schlund ist gemeint, der anscheinend alles verschlingt, statt weiterzuleiten.

Was interessieren mich die neusten Technologien, wenn man am anderen Ende ignoriert wird? Wenn das höchste der Gefühle aus einem Satz besteht, der bestenfalls für weitere Fragen gut ist. Das klappt nicht, glauben Sie mir. Interne Verständigung - auch oft als "Teamwork" bezeichnet - wird schon im Keim erstickt. Je höher der Rang, desto weniger passiert. Das sortieren funktioniert nicht, wichtige Informationen gehen unter. PDAs helfen beim Planen von Terminen, organisieren täglichen Abläufe ... und kosten nur weitere Zeit. Je mehr Organizer-Spielzeug ein Mensch hat, desto sicherer können Sie sein, von ihm nichts zu hören.

Da stehen ich mittendrinnen, einer der wenigen, welche versuchen zu kommunizieren. Wie viele sind wir? 10%? Vielleicht 20%? Mich macht das krank.

Mehr als 2 Sätze können nicht formuliert werden und sind es mehr, dann drückt Verantwortung weiter.

Einen romantischen Hintergrund könnte man mir hier unterstellen - Mensch statt Maschine:
Ich, der Minnesänger, trällere ein Lied, streue einen Rosenkreis um mich herum und singe Liebeslieder. Natürlich unter dem Fenster meiner Angebeteten, welche mit roten Bäckchen durchs Glas starrt und die sich ans Herz fasst, während die Schmetterlinge in ihrem Magen Amok fliegen.

Heute müsste ich wohl meiner Angebeteten eine Short Message schicken, in der ich meine tiefsten Gefühle in wenige Buchstaben presse. Und wenn es nicht passt, dann gibt es den Abschied auch über SMS - "War nichts, passt schon, tschüssi".

Nicht meine Welt. Aber diese Welt. Und ich werde langsam ein Teil davon...

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